Kai Hollmann, Portrait
Startseite - Weitblick - Besuch in der Lobby

Mit seinen Hotels setzt Kai Hollmann immer wieder neue Akzente, die die Hotelszene weit über die Grenzen Hamburgs hinaus prägen. Ein Gespräch über Trends, Visionen und die Bedeutung von Messen und Kongressen für die Hotellerie.

„Wir brauchen neue Hotels“

Der Hamburger Hotelmarkt boomt. Allein im Jahr 2018 eröffnen voraussichtlich 20 neue Häuser in der Hansestadt. Ob Low-Budget-, Mittelklasse- oder Luxushotel: Sie alle wollen von den steigenden Touristenzahlen profitieren. 2018 wird die Zahl der Übernachtungen in der Hansestadt voraussichtlich auf mehr als 14 Millionen steigen, bis 2025 soll die 20-Millionen-Marke geknackt sein. Entsprechend hart umkämpft sind freie Flächen in attraktiven Lagen.

Hotelzimmer im Gastwerk Hotel, Hamburg
Zum Interview lädt Kai Hollmann nur zu gern ins Gastwerk ein – seinem allerersten Hotelprojekt.

Hamburg gehört zu den Top-Destinationen in Europa

Einer, der die Entwicklung mit Argusaugen verfolgt, ist der erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Hamburger Hotelier Kai Hollmann. „Wir brauchen neue Hotels. Insbesondere wenn 2020 das neue CCH – Congress Center Hamburg seinen Betrieb aufnimmt und unsere Stadt sich damit wieder in die Top-Liga der führenden europäischen Messe- und Kongressstandorte einreiht, werden in Hamburg deutlich mehr Bettenkapazitäten benötigt“, sagt der Branchenkenner. Zu der von ihm gegründeten Fortune-Hotelgruppe gehören derzeit fünf Häuser in Hamburg. Darunter befinden sich „The George“ in St. Georg und Hamburgs erstes Designhotel, das Gastwerk in Bahrenfeld. Neben den eigenen Hotels ist Kai Hollmann an neun 25hours-Hotels im In- und Ausland beteiligt.

Hotels werden individueller

Weil es sein erstes Hotelprojekt war, hat Gastgeber Kai Hollmann zum Gastwerk eine besonders innige Beziehung. Hier ist auch sein Büro untergebracht. Lange nachdenken muss der gebürtige und stets perfekt gekleidete Hanseat in der loungigen Bar des Hotels nicht, als das Gespräch auf die aktuellen Trends in der Hotellerie kommt. „Die Häuser werden größer und individueller. Und sie haben immer häufiger eine lebendige Lobby, in der sich auch die Menschen aus dem direkten Umfeld treffen und wohlfühlen sollen“, erzählt er. „Darüber hinaus liegt der Fokus nicht mehr so sehr auf den Hotelzimmern, sondern auf attraktiven Bars und Restaurants.“ Dass die Hotels größer werden, habe natürlich auch eine Kehrseite. So würden viele kleinere Häuser und Pensionen mit 15 bis 50 Zimmereinheiten allmählich vom Markt verschwinden, meint Hollmann, während sein Blick für einen Moment in die Ferne schweift.

Perfektion bis ins letzte Detail

Zwei weitere Hotels werden noch 2018 die Hotel-Familie von Kai Hollmann bereichern: das zur 25hours-Gruppe gehörende Bikini Island & Mountain Hotel in Port de Sóller (Mallorca) und das PIERDREI in Hamburg, das der Geschäftsmann zusammen mit Norbert Aust (Schmidts Tivoli) sowie Frederik und Gerrit Braun (Miniatur Wunderland) plant. Das neue Haus zwischen Speicherstadt und HafenCity wird 212 Zimmer haben, zudem eine Bar, ein Restaurant, ein Boutique-Kino mit drei Sälen und eine kleine Bühne für Theater, Lesungen und Konzerte. Auf dem Dach in sieben Metern Höhe wird es eine Art Campingplatz mit vier alten Wohnwagen geben, die in mühevoller Kleinarbeit und mit jeder Menge Herzblut umgebaut werden, um einen gehobenen Hotelstandard zu bieten. „Gut geführte Hotels verstehen sich heute als gemeinsamer Lebensraum von Einheimischen und Gästen. Genau das will PIERDREI sein: ein Wohnzimmer und lebendiger Ort der Begegnung für jedermann“, erläutert Kai Hollmann, der in seinen Häusern Perfektion bis ins letzte Detail anstrebt. Außerdem ist es ihm wichtig, die Nachbarschaft möglichst miteinzubeziehen und Geschichte lebendig werden zu lassen. Deshalb arbeitet er gern auch mit Bestandsimmobilien. Im denkmalgeschützten Gastwerk etwa erzählen die Architektur und bewusst erhaltene alte Spuren von der wechselvollen Historie des Gebäudes, das zunächst als Kohlelager eines Gaswerks, später als Futtermittelhalle genutzt wurde. „Ich wollte schon immer Hotels machen, die etwas Besonderes sind“, bringt Hamburgs Unternehmer des Jahres 2008 seine Motivation auf den Punkt.

13,8
Mio.
Nach Angaben des Statistikamts Nord zählten die knapp 400 Hamburger Hotels 2017 insgesamt 13,8 Millionen Übernachtungen. Etwa fünf Prozent, also 658.000 dieser Übernachtungen, gingen auf das Konto der Besucher der Hamburg Messe und Congress.

Sehr glücklich ist er darüber, dass die Hamburger Politik, die Hamburg Tourismus GmbH, die Kulturbehörde und Institutionen wie die Hamburg Messe und Congress an einem Strang ziehen, um bedeutende Veranstaltungen in die Elbmetropole zu holen. „Da gibt es eine große Verbundenheit“, berichtet er. „Und es besteht Einigkeit darüber, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir uns gemeinsam bewegen.“

Zur Person:

Kai Hollmann, geboren 1957 in Hamburg, absolvierte im ehemaligen Hotel InterConti an der Außenalster eine Ausbildung zum Koch und Hotelkaufmann. Anschließend war er 20 Jahre lang im Hotel Hafen Hamburg tätig. Dort heimste er bereits als 24-Jähriger seinen ersten Titel ein: „jüngster Hoteldirektor Deutschlands“. Selbstständig machte er sich 1997, im Alter von 40 Jahren. Sein erstes Hotel, das Gastwerk, wurde 1999 eingeweiht. Diesem Haus folgten das 25hours Hotel Number One in Altona, ein Hotel im Retro-Look der Sechziger- und Siebzigerjahre, die erste „Superbude“ in St. Georg, eine günstige und gefragte Adresse für Traveller und Backpacker, und „The George“. 2011 eröffnete das 25hours Hotel HafenCity, ein Jahr später kam die nächste „Superbude“ auf St. Pauli hinzu. Kai Hollmann gehört dem Aufsichtsrat der Hamburg und Messe Congress GmbH seit 2011 an.